Veröffentlicht am März 11, 2024

Echte Echtheitsprüfung ist keine reine Materialwissenschaft, sondern gleicht einer Betrugsermittlung, bei der Sie die Lügen des Materials entlarven.

  • Kein einzelner Test ist narrensicher; eine Kombination aus visueller Prüfung, Dichtemessung und Stempelanalyse ist unerlässlich.
  • Fälscher hinterlassen oft verräterische Spuren (Fälscher-Signaturen) in der Verarbeitung und bei den Punzen.
  • Der Kontext – die Geschichte des Verkäufers und der Preis – ist ein ebenso wichtiges Indiz wie das Metall selbst.

Empfehlung: Beginnen Sie immer mit der einfachsten, zerstörungsfreien Methode: einer genauen visuellen Inspektion des Stücks und seiner Stempel mit einer Lupe, bevor Sie über weitere Tests nachdenken.

Stellen Sie sich vor, Sie stehen auf einem Flohmarkt in Deutschland. Vor Ihnen liegt ein alter Silberlöffel oder eine goldglänzende Kette, der Preis scheint verlockend. Ist es der Fund Ihres Lebens oder eine wertlose Fälschung? Viele denken an veraltete Methoden wie den Biss-Test aus alten Filmen oder halten einfach einen Magneten daran. Doch die Wahrheit ist: Professionelle Fälscher lachen über solche einfachen Versuche. Ihre Tricks sind heute raffinierter denn je, von dicken Vergoldungen bis hin zu Kernen aus Materialien mit nahezu identischer Dichte.

Vergessen Sie die oberflächlichen Ratschläge. Die wirkliche Kunst der Echtheitsprüfung liegt nicht in einem einzelnen Trick, sondern in einer systematischen Vorgehensweise, einer Art Ermittlungsarbeit. Es geht darum, die materielle Lüge zu durchschauen – die Art und Weise, wie ein gefälschtes Objekt versucht, echtes Edelmetall zu imitieren. Sie müssen lernen, wie ein Experte zu denken und nicht nur zu testen, was das Material ist, sondern auch, was es NICHT ist. Ein echter Profi verlässt sich nie auf nur ein Ergebnis, sondern baut eine Beweiskette aus mehreren, sich ergänzenden Prüfungen auf.

Dieser Leitfaden führt Sie durch genau diesen Prozess. Wir decken auf, wie moderne Technik Fälschungen entlarvt, aber auch, warum das geschulte Auge oft unersetzlich ist. Sie lernen die geheime Sprache der Punzen zu entschlüsseln und wie Sie die verräterischen Signaturen von Fälschern bei der Verarbeitung erkennen. Am Ende werden Sie nicht nur eine Reihe von Tests kennen, sondern eine Denkweise entwickelt haben, die Sie vor teuren Fehlkäufen schützt.

Um Ihnen eine klare Übersicht zu geben, haben wir die wichtigsten Aspekte der Echtheitsprüfung in den folgenden Abschnitten für Sie strukturiert. Jeder Teil baut auf dem vorherigen auf und führt Sie Schritt für Schritt von der Hightech-Analyse bis zur Entwicklung Ihres eigenen Experteninstinkts.

Mit Röntgenblick und UV-Licht: Wie moderne Technik Fälschungen entlarvt

In der modernen Edelmetallanalyse ist der „Röntgenblick“ keine Fiktion mehr. Die Röntgenfluoreszenzanalyse (RFA) ist eine der genauesten zerstörungsfreien Methoden zur Bestimmung der exakten Zusammensetzung einer Legierung. Ein RFA-Gerät beschießt das Objekt mit Röntgenstrahlen und misst die zurückgestrahlte Energie, die für jedes chemische Element einzigartig ist. Innerhalb von Sekunden liefert es eine präzise prozentuale Aufschlüsselung aller enthaltenen Metalle, von Gold und Silber bis hin zu Nickel oder Kupfer. In Deutschland bieten viele Juweliere, Goldankäufer und Scheideanstalten wie Agosi oder Heimerle + Meule diesen Service an.

Röntgenfluoreszenzanalyse zur Goldprüfung in einem modernen Labor
Geschrieben von Elena Brandt, Elena Brandt ist seit über einem Jahrzehnt als Expertin in einem führenden deutschen Auktionshaus tätig und kennt die Mechanismen des internationalen Kunstmarktes wie kaum eine andere. Ihre Spezialgebiete sind die Preisbildung bei Auktionen sowie die strategische Beratung für Käufer und Verkäufer.