
Ein Zuhause mit Charakter entsteht nicht durch teure Designermöbel, sondern durch die bewusste Inszenierung von Objekten mit Seele.
- Es geht darum, die ‚ästhetische DNA‘ eines Stücks zu erkennen, nicht allein seinen Marktwert.
- Die spannendsten Interieurs entstehen durch den bewussten Dialog zwischen Alt und Neu, der jedem Raum Tiefe verleiht.
Empfehlung: Betrachten Sie Antiquitäten nicht als reine Wertanlage, sondern als Hauptdarsteller auf Ihrer persönlichen Wohn-Bühne, die Ihre Geschichte erzählen.
Fühlen Sie sich manchmal auch so, als würden moderne Wohnungen zunehmend ihre Seele verlieren? In einer Welt, die von glatten Oberflächen und der schnellen Verfügbarkeit von Massenware geprägt ist, sehnen sich viele nach Individualität und Wärme. Wir streben nach einem Zuhause, das nicht nur stilvoll ist, sondern auch unsere persönliche Geschichte erzählt. Der übliche Ratschlag lautet oft, Flohmärkte zu durchstöbern oder Online-Portale zu durchforsten. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Ohne das richtige Auge für das Besondere bleibt die Suche oft frustrierend und die Funde wirken beliebig.
Die wahre Kunst liegt nicht darin, einfach nur alte Dinge zu kaufen. Es geht darum, ein Gespür für Objekte mit Charakter zu entwickeln – für Stücke, die eine Geschichte in sich tragen und eine einzigartige Aura ausstrahlen. Doch was, wenn der Schlüssel zum perfekten Fundstück nicht im Erkennen seines monetären Wertes, sondern im Entschlüsseln seiner ästhetischen DNA liegt? Was, wenn es darum geht, ein Objekt nicht nur als Möbelstück, sondern als Persönlichkeit zu begreifen, die in einen spannenden Dialog mit Ihrer modernen Einrichtung tritt?
Dieser Artikel ist Ihr persönlicher Guide, um genau dieses Auge zu schulen. Wir werden nicht nur darüber sprechen, wo Sie suchen müssen, sondern vor allem, *wie* Sie sehen müssen. Wir tauchen ein in die Kunst, die Schönheit im Unperfekten zu erkennen, den mutigen Stilbruch zu wagen und jedem Fundstück die perfekte Bühne in Ihrem Zuhause zu bereiten. Es ist eine Einladung, Ihre vier Wände in eine lebendige Galerie zu verwandeln, in der jedes Objekt eine Geschichte erzählt – Ihre Geschichte.
Für einen faszinierenden Einblick in die Geschichten, die Antiquitäten erzählen können, und wie Experten ihren wahren Wert erkennen, bietet das folgende Video aus der beliebten ZDF-Sendung „Bares für Rares“ eine inspirierende Perspektive. Es zeigt eindrucksvoll, wie ein unscheinbares Objekt eine unglaubliche Historie enthüllen kann.
Um Ihnen den Weg zu einem Zuhause mit unverwechselbarem Charakter zu ebnen, haben wir diesen Leitfaden strukturiert. Er führt Sie von der Kunst des Findens über die perfekte Inszenierung bis hin zur Bewahrung Ihrer Schätze. Der folgende Überblick zeigt Ihnen die Etappen unserer gemeinsamen Entdeckungsreise.
Inhaltsverzeichnis: Der Weg zum einzigartigen Zuhause mit Antiquitäten
- Der Reiz des Unperfekten: Wie man Objekte mit Charakter und Geschichte findet
- Alt trifft Neu: Wie Sie Antiquitäten gekonnt in einer modernen Wohnung in Szene setzen
- Das perfekte Foto: Wie Sie Ihre Antiquitäten für den Verkauf oder die Versicherung richtig fotografieren
- Geheimtipps für Dekorateure: Wo Sie die schönsten Stücke jenseits der bekannten Pfade finden
- Die reine Schönheit: Wie man den ästhetischen Wert eines Objekts für sich entdeckt
- Warum Omas Vitrine plötzlich wieder modern ist: Das Comeback der Einzelstücke in der Inneneinrichtung
- Gelsenkirchener Barock oder Bauhaus? Wie Modetrends den Wert von Antiquitäten beeinflussen
- Das Gedächtnis des Materials: Warum traditionelle Techniken bei der Restaurierung alternativlos sind
Der Reiz des Unperfekten: Wie man Objekte mit Charakter und Geschichte findet
Der erste Schritt zur meisterhaften Dekoration mit Antiquitäten ist eine Haltungsänderung: Suchen Sie nicht nach Perfektion, sondern nach Charakter. Ein Kratzer, eine verblichene Stelle oder eine ungleichmäßige Patina sind keine Mängel. Es sind die Spuren eines gelebten Lebens, die Narben und Falten, die einem Objekt seine unverwechselbare Seele verleihen. Während ein neues Möbelstück schweigt, erzählt ein antikes Stück von vergangenen Zeiten, von den Händen, die es berührt haben, und den Räumen, in denen es stand. Diese Authentizität ist durch keine moderne Reproduktion zu ersetzen.
Das Erkennen echter Gebrauchsspuren ist eine Fähigkeit, die man schulen kann. Es geht darum, die Sprache des Materials zu lernen. Echte Patina, die über Jahrzehnte durch Licht, Luft und Berührung entstanden ist, hat eine Tiefe und Lebendigkeit, die künstlich gealterte Oberflächen niemals erreichen. Sie ist oft ungleichmäßig – an Kanten, Griffen oder Armlehnen stärker ausgeprägt als an weniger genutzten Flächen. Diese Spuren sind der Fingerabdruck der Geschichte.

Die Detailaufnahme zeigt eindrucksvoll, was gemeint ist: Feine Risse im Lack, farbliche Veränderungen im Holz und sanfte Abnutzungen an den Kanten. Dies ist die visuelle Poesie des Alters, die ein Möbelstück von einem bloßen Gebrauchsgegenstand in ein Konversationsobjekt verwandelt. Üben Sie Ihr Auge, indem Sie bewusst nach diesen Details suchen. Berühren Sie die Oberflächen und versuchen Sie, die Geschichte hinter den Spuren zu erspüren. So entwickeln Sie ein untrügliches Gespür für Authentizität und Charakter.
Alt trifft Neu: Wie Sie Antiquitäten gekonnt in einer modernen Wohnung in Szene setzen
Die größte Angst vieler Liebhaber ist, dass eine Wohnung mit Antiquitäten schnell überladen oder altmodisch wirken könnte. Doch das Geheimnis eines modernen, eklektischen Stils liegt nicht in der Vermeidung, sondern im bewussten Stil-Dialog. Stellen Sie sich Ihre Wohnung als eine Bühne vor, auf der Stücke aus verschiedenen Epochen miteinander ins Gespräch kommen. Eine antike Kommode neben einem minimalistischen Sofa ist kein Widerspruch, sondern ein spannender Kontrast – ein Charakter-Bruch, der dem Raum Tiefe und Persönlichkeit verleiht.
Der Schlüssel liegt in der Balance. Ein einzelnes, starkes antikes Stück kann als Ankerpunkt in einem ansonsten modernen Raum dienen. Es bricht die klaren Linien auf und fügt eine Ebene von Wärme und Geschichte hinzu. Denken Sie an die Integration einer Gründerzeit-Vitrine in ein sonst schlichtes Esszimmer. Durch einen neuen Anstrich in einer mutigen, modernen Farbe wie Mattschwarz oder Salbeigrün und die Kombination mit zeitgenössischer Kunst wird aus „Omas Staubfänger“ ein spektakuläres Statement-Piece. Es geht darum, Brücken zu bauen, nicht Museen zu errichten.
Die Wahl des richtigen Stücks hängt stark von der Architektur Ihrer Wohnung ab. Hohe Decken im Altbau vertragen wuchtigere Möbel, während filigrane Stücke in Neubauten oft besser zur Geltung kommen. Die folgende Übersicht bietet eine erste Orientierung für einen gelungenen Stilmix.
| Wohnungstyp | Passende Epochen | Empfohlene Möbelstücke | Maximale Größe |
|---|---|---|---|
| Altbau (hohe Decken) | Gründerzeit, Jugendstil | Wuchtige Schränke, große Spiegel | Bis 2,40m Höhe |
| Neubau (niedrige Decken) | Biedermeier, Bauhaus | Filigrane Stühle, Nierentische | Max. 2,00m Höhe |
| Loft | Industriedesign, Art Déco | Fabriklampen, Stahlmöbel | Keine Begrenzung |
| Kleiner Raum | Mid-Century, Skandinavisch | Multifunktionale Stücke | Kompakte Maße |
Dieser Leitfaden ist ein Ausgangspunkt. Die wichtigste Regel ist jedoch Ihr persönliches Empfinden. Wenn Sie ein Stück lieben, wird es einen Platz in Ihrem Zuhause finden. Experimentieren Sie mutig und schaffen Sie eine Umgebung, die so einzigartig ist wie Sie selbst.
Das perfekte Foto: Wie Sie Ihre Antiquitäten für den Verkauf oder die Versicherung richtig fotografieren
Ob für die private Dokumentation, eine Hausratversicherung oder einen potenziellen Verkauf – eine hochwertige Fotografie Ihrer Antiquitäten ist unerlässlich. Sie ist nicht nur ein Beleg des Besitzes, sondern auch eine Hommage an die Schönheit und den Wert des Objekts. Ein gutes Foto erfasst nicht nur die Form, sondern auch die Textur, die Patina und den Charakter eines Stückes. Es geht darum, das Objekt ins rechte Licht zu rücken, im wörtlichen wie im übertragenen Sinne.
Das Geheimnis guter Antiquitätenfotografie ist natürliches, weiches Licht. Positionieren Sie das Objekt in der Nähe eines großen Fensters, idealerweise mit Lichteinfall von der Seite. Dies modelliert die Formen und hebt feine Details und die Oberflächenstruktur hervor, ohne harte Schatten zu werfen. Ein neutraler Hintergrund, zum Beispiel eine weiße oder graue Wand, lenkt den Fokus vollständig auf Ihr Möbelstück. Vermeiden Sie störende Elemente im Bild, die vom eigentlichen Star ablenken könnten.

Neben einer Gesamtansicht aus verschiedenen Perspektiven sind Detailaufnahmen entscheidend. Fotografieren Sie Herstellermarken, Signaturen, besondere handwerkliche Verbindungen oder Intarsien. Auch vorhandene Schäden sollten präzise dokumentiert werden. Dies schafft Transparenz und ist für Expertisen oder Versicherungsfälle von großer Bedeutung. Ein systematischer Ansatz hilft dabei, nichts zu vergessen und eine professionelle Dokumentation zu erstellen.
Ihr Plan zur perfekten Foto-Dokumentation
- Gesamtansicht schaffen: Fotografieren Sie das Objekt von allen vier Seiten sowie schräg von oben und unten bei neutralem Tageslicht.
- Signaturen festhalten: Suchen Sie nach Herstellermarken, Stempeln oder Signaturen und lichten Sie diese mit einer Makrofunktion oder im Nahaufnahme-Modus ab.
- Schäden dokumentieren: Dokumentieren Sie jeden vorhandenen Schaden einzeln. Legen Sie eine 1-Euro-Münze daneben, um einen klaren Größenvergleich für eventuelle Reparaturkostenvoranschläge zu schaffen.
- Handwerk hervorheben: Halten Sie besondere Details wie Schwalbenschwanzzinken, Schnitzereien oder Furnierarbeiten fest, die die Qualität des Stücks beweisen.
- Belege archivieren: Fotografieren Sie vorhandene Kaufbelege, Zertifikate oder Expertisen und speichern Sie alle Bilder zusammen in einem digitalen Ordner pro Objekt.
Geheimtipps für Dekorateure: Wo Sie die schönsten Stücke jenseits der bekannten Pfade finden
Die besten Funde macht man selten dort, wo alle suchen. Während große, bekannte Antikmärkte ihren Reiz haben, verbergen sich die wahren Schätze oft an unerwarteten Orten. Als Interior-Designer lernt man schnell, die ausgetretenen Pfade zu verlassen und kreative Suchstrategien zu entwickeln. Das Potenzial ist riesig: Der Einzelhandel mit Antiquitäten und Gebrauchtwaren erwirtschaftet in Deutschland einen Jahresumsatz von rund 1,2 Milliarden Euro. Ein Teil davon wartet darauf, von Ihnen entdeckt zu werden.
Ein entscheidender Tipp ist die Suche nach Haushaltsauflösungen und Entrümpelungen in Ihrer Region. Lokale Anzeigenblätter, Aushänge in Supermärkten oder spezialisierte Online-Portale sind hier Goldgruben. Oftmals wissen die Verkäufer den ideellen oder materiellen Wert der Stücke nicht zu schätzen, was Ihnen die Möglichkeit für einzigartige Schnäppchen bietet. Seien Sie respektvoll, aber bestimmt in Ihren Verhandlungen, und haben Sie immer Bargeld und Transportmöglichkeiten parat.
Auch die digitale Suche lässt sich professionalisieren. Statt nach „alte Kommode“ zu suchen, verwenden Sie spezifische, auch veraltete Fachbegriffe. Ihre Chancen steigen enorm, wenn Sie nach „Vertiko“, „Chiffonnière“ oder „Psyche“ suchen. Kombinieren Sie diese Begriffe mit regionalen Postleitzahlen oder sogar Dialektwörtern. Viele private Verkäufer nutzen laienhafte Beschreibungen, die Sie mit Expertenwissen aushebeln können. Nutzen Sie Preisalarme für seltene Suchbegriffe, um sofort benachrichtigt zu werden, wenn ein passendes Stück online geht.
- Spezialmärkte besuchen: Suchen Sie gezielt nach Märkten für bestimmte Nischen wie historische Textilien, alte Uhren oder Keramik. Die Qualität ist hier oft höher und die Konkurrenz geringer.
- Ländliche Regionen erkunden: Fahren Sie gezielt zu kleinen Trödelmärkten oder Antikläden in Dörfern. Hier schlummern oft noch unentdeckte Erbstücke.
- Netzwerken: Sprechen Sie mit Restauratoren oder lokalen Antiquitätenhändlern. Oft haben diese ein Lager mit Stücken, die noch nicht aufgearbeitet sind und zu einem guten Preis erworben werden können.
Die reine Schönheit: Wie man den ästhetischen Wert eines Objekts für sich entdeckt
Jenseits von Epochen, Stilen und Marktwert gibt es eine tiefere Ebene der Wertschätzung: die reine, subjektive Schönheit. Ein Objekt kann Sie ansprechen, ohne dass Sie genau benennen können, warum. Es ist eine Intuition, ein ästhetisches Bauchgefühl. Diesem Gefühl zu vertrauen, ist die höchste Form der Einrichtungs-Kunst. Es ist der Moment, in dem Sie aufhören, ein Objekt zu analysieren, und anfangen, es zu fühlen. Diese emotionale Verbindung macht ein Stück zu *Ihrem* Stück.
Um diese Fähigkeit zu kultivieren, zerlegen Sie den visuellen Eindruck in seine Bestandteile. Betrachten Sie die Form: Ist sie organisch und fließend oder streng und geometrisch? Betrachten Sie die Farbe: Ist sie kräftig und dominant oder sanft und zurückhaltend? Betrachten Sie das Material: Fühlt es sich warm oder kühl, rau oder glatt an? Indem Sie diese Elemente bewusst wahrnehmen, beginnen Sie, die „ästhetische DNA“ des Objekts zu entschlüsseln und zu verstehen, was genau Sie daran fasziniert.

Dieses Stillleben fängt die Essenz perfekt ein. Die Kombination aus dem kühlen Glanz des Porzellans, der Wärme des Leders und dem Schimmern des Messings erzeugt eine komplexe, harmonische Komposition. Jedes Objekt hat seine eigene Ausstrahlung, doch gemeinsam erzählen sie eine neue, vielschichtige Geschichte. Versuchen Sie, solche Arrangements in Ihrem eigenen Zuhause zu schaffen. Stellen Sie Objekte zusammen, die auf den ersten Blick nicht zusammengehören, und beobachten Sie, wie sie miteinander in einen Dialog treten.
Letztendlich ist der ästhetische Wert das, was für Sie persönlich Bestand hat, lange nachdem Modetrends vergangen sind. Ein Objekt, das Sie wirklich lieben, wird Ihnen über Jahrzehnte Freude bereiten. Es wird zum stillen Begleiter Ihres Lebens und zum Ausdruck Ihrer einzigartigen Persönlichkeit.
Warum Omas Vitrine plötzlich wieder modern ist: Das Comeback der Einzelstücke in der Inneneinrichtung
Es gibt einen spürbaren Wandel in der Welt des Interior-Designs. Nach Jahren der minimalistischen Zurückhaltung und der Dominanz skandinavischer Ketten erleben wir eine Renaissance des Individuellen. Omas Vitrine, der schwere Eichenschrank oder der verschnörkelte Spiegel sind keine Relikte mehr, die man auf dem Dachboden versteckt, sondern begehrte Charakterdarsteller auf der modernen Wohn-Bühne. Dieses Comeback hat mehrere Gründe, die tief in unserem Zeitgeist verwurzelt sind.
Ein wesentlicher Faktor ist der Wunsch nach Nachhaltigkeit. In einer Zeit, in der wir uns der ökologischen Kosten von Fast Furniture bewusst werden, gewinnt das Vorhandene an Wert. Ein antikes Möbelstück, das bereits ein Jahrhundert überdauert hat, besitzt eine neutrale CO2-Bilanz. Es wieder in den Kreislauf zu integrieren, ist ein aktiver Beitrag zum Umweltschutz und ein Statement gegen die Wegwerfgesellschaft. Die Wiederverwendung von Erbstücken ist nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch klug.
Gleichzeitig hat sich die mediale Wahrnehmung von Antiquitäten in Deutschland stark verändert. Formate wie „Bares für Rares“ haben das Thema aus der verstaubten Experten-Ecke geholt und einem Millionenpublikum zugänglich gemacht. Die Sendung demokratisiert das Wissen über alte Schätze und weckt die Neugier auf die Geschichten hinter den Objekten. Dass einzelne Antiquitäten-Videos der Sendung über 10 Millionen YouTube-Klicks erreichen, zeigt das enorme öffentliche Interesse. Dieser „Bares für Rares“-Effekt hat die Preise für bestimmte Alltagsantiquitäten belebt und die Akzeptanz für alte Stücke in modernen Wohnungen deutlich erhöht.
Letztlich ist es die Sehnsucht nach Authentizität und Einzigartigkeit. Ein Möbelstück mit Geschichte, vielleicht sogar aus der eigenen Familie, erdet einen Raum und verleiht ihm eine persönliche Tiefe, die kein Katalogmöbel je erreichen kann. Es ist ein Stück Identität, das von Generation zu Generation weitergegeben wird und so eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft schlägt.
Gelsenkirchener Barock oder Bauhaus? Wie Modetrends den Wert von Antiquitäten beeinflussen
Der Antiquitätenmarkt ist, wie jeder andere Markt auch, Zyklen und Modetrends unterworfen. Was heute als altmodisch und wertlos gilt, kann in zehn Jahren zum begehrten Sammlerstück werden – und umgekehrt. Das Verständnis dieser Wellenbewegungen ist für jeden Liebhaber von unschätzbarem Wert. Es ermöglicht nicht nur, antizyklisch zu kaufen und echte Schnäppchen zu machen, sondern auch, die eigene Sammlung in einen größeren kulturellen Kontext einzuordnen.
Derzeit erleben wir beispielsweise eine enorme Nachfrage nach Möbeln des Mid-Century Modern und des Bauhaus-Stils. Ihre klaren Linien, die Funktionalität und die ehrlichen Materialien passen perfekt zum modernen Lebensgefühl. Gleichzeitig erfahren auch verspieltere Epochen wie Art Déco eine Wiederentdeckung. Im Gegensatz dazu haben es wuchtige, dunkle Möbel des sogenannten „Gelsenkirchener Barock“ oder der Gründerzeit schwerer. Doch gerade hier liegen die Chancen: Wer heute ein solches Stück günstig erwirbt und es durch Farbe oder Kontext neu interpretiert, ist dem nächsten Trend vielleicht schon einen Schritt voraus.
Die Preisentwicklung der letzten Jahre spiegelt diese Trends deutlich wider. Während einige Epochen starke Wertzuwächse verzeichnen, stagnieren andere oder fallen sogar. Dies zeigt, dass der „Wert“ einer Antiquität nicht absolut ist, sondern stark vom Zeitgeist abhängt.
| Epoche | Preistrend 2020-2024 | Beliebteste Stücke | Durchschnittspreis |
|---|---|---|---|
| Bauhaus | +45% | Stahlrohrmöbel, Freischwinger | 800-3000€ |
| Biedermeier | +20% | Sekretäre, Vitrinen | 500-2000€ |
| Mid-Century | +65% | Nierentische, Teak-Möbel | 300-1500€ |
| Gelsenkirchener Barock | -15% | Eichenschränke, Buffets | 100-600€ |
| Art Déco | +30% | Kleinmöbel, Spiegel | 400-1800€ |
Lassen Sie sich von diesen Trends inspirieren, aber nicht diktieren. Die wichtigste Währung bleibt Ihr persönlicher Geschmack. Ein Stück aus einer „unmodernen“ Epoche, das Sie lieben, ist wertvoller als jedes Trendmöbel, das Sie nur aus Konformität kaufen. Trends geben Orientierung, aber Stil ist eine persönliche Entscheidung.
Das Wichtigste in Kürze
- Sehen Sie die Geschichte, nicht nur das Objekt: Die wahre Schönheit einer Antiquität liegt in ihren Unvollkommenheiten und der Patina, die von einem gelebten Leben zeugt.
- Schaffen Sie Spannung durch Stil-Dialog: Der mutige Mix aus Alt und Neu verleiht modernen Räumen erst Charakter und Tiefe. Ein antikes Stück kann zum Ankerpunkt des gesamten Raumes werden.
- Respektieren Sie das Original: Authentizität ist der höchste Wert. Bei der Pflege und Aufarbeitung sollte der Erhalt der originalen Substanz und Geschichte immer Vorrang vor einer makellosen Neu-Optik haben.
Das Gedächtnis des Materials: Warum traditionelle Techniken bei der Restaurierung alternativlos sind
Wenn Sie ein altes Möbelstück erworben haben, das Pflege benötigt, stehen Sie vor einer wichtigen Entscheidung: Wie wird es aufgearbeitet? Hier gilt ein ehernes Gesetz unter Kennern, das den Respekt vor dem Objekt in den Mittelpunkt stellt. Es geht nicht darum, das Stück „wie neu“ aussehen zu lassen. Das Ziel ist es, seine Geschichte zu bewahren und seine Struktur für die Zukunft zu sichern. Die Restaurierung ist ein Handwerk, das immense volkswirtschaftliche Bedeutung hat: In Deutschland werden jährlich rund 7,5 Milliarden Euro durch Handwerker in der Restaurierung umgesetzt, was die Wichtigkeit dieses Sektors unterstreicht.
Der Schlüssel liegt in der Verwendung traditioneller Materialien und Techniken. Ein Biedermeier-Sekretär, der mit modernem Acryllack überzogen wird, verliert seine Seele. Seine Oberfläche kann nicht mehr atmen, die ursprüngliche Anmutung ist für immer zerstört. Ein professioneller Restaurator wird stattdessen auf Schellack zurückgreifen – das gleiche Material, das schon vor 200 Jahren verwendet wurde. Er wird alten Knochenleim verwenden, um Verbindungen zu stabilisieren, weil dieser reversibel ist und zukünftige Reparaturen ermöglicht, ohne das Holz zu beschädigen.
Diese Ehrfurcht vor dem Original ist es, was eine gute Restaurierung ausmacht. Es ist das Verständnis dafür, dass das Material ein Gedächtnis hat. Jede Bearbeitung hinterlässt Spuren. Ein guter Restaurator fügt dem Stück eine weitere, kaum sichtbare Schicht seiner Geschichte hinzu, anstatt die alten Schichten auszulöschen. Dieser Grundsatz wird von Experten leidenschaftlich vertreten.
Konservierung geht vor Restaurierung. Restaurieren heißt nicht wieder neu machen!
– Ralf Deerberg, Restaurator im Handwerk e.V.
Vertrauen Sie Ihre Schätze daher nur Experten an, die diese Philosophie teilen. Fragen Sie gezielt nach den verwendeten Materialien und lassen Sie sich den Prozess erklären. Eine gute Restaurierung ist eine Investition in die Zukunft des Objekts und der sicherste Weg, seine Authentizität und seinen Wert – sowohl den ideellen als auch den materiellen – zu erhalten.
Jetzt sind Sie an der Reihe. Mit dem geschulten Auge für das Unperfekte, dem Mut zum Stilbruch und dem Wissen um die Bedeutung von Authentizität sind Sie bestens gerüstet. Beginnen Sie jetzt damit, Ihre eigene Wohn-Bühne zu gestalten und entdecken Sie die Geschichten, die in alten Objekten nur darauf warten, von Ihnen neu erzählt zu werden.